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Distrikt

Wunsch nach neuen Impulsen für Europa

Distrikt - Wunsch nach neuen Impulsen für Europa
Past-Gov. Thomas Fink (r.) und Distriktreporter Günter Morsbach (l.) wollen, dass die EU neu durchstartet. © Günter Morsbach/D1880

Past-Governor Thomas Fink hatte zum Amtsantritt vor einem Jahr Europa zu seinem Schwerpunktthema erklärt. Wie zufrieden ist er zwölf Monate später mit der Umsetzung?

Günter Morsbach01.07.2021

Du hast einen Beitrag Rotarys zur Weiterentwicklung der EU zu einer Deiner Hauptaufgaben gemacht. Was konntest Du umsetzen?

Mein Jahr als Governor ist ja nun ganz anders verlaufen, als ich es geplant hatte. Das Hauptaugenmerk lag erst einmal darauf, das rotarische Leben trotz Covid überall am Laufen zu halten. Ich hoffe, mit meinem Tun, insbesondere bei den Clubbesuchen, die Bedeutung Europas als Friedensprojekt ins Bewusstsein gerufen zu haben. Ich hatte viele Diskussionen über das Thema "Wie weit sollen sich Rotarier politisch einmischen?". Auf der Halbjahreskonferenz hörten wir einen Vortrag von DGE Armin Staigis zum Thema "Europas Sicherheit" und auch die Distriktkonferenz ist diesem Thema gewidmet.

Während Deines Amtsjahrs gab es unter der Präsidentschaft Trumps den Sturm auf das Capitol. Das war ein glatter Bruch der Stabilität westlicher Demokratien. Hat das Auswirkungen auf Europa?

Dass es überhaupt so weit kommen konnte, lag an der kaum mehr vorhandenen Diskussionskultur. Wenn verschiedene gesellschaftliche Gruppen nur noch das glauben, was in ihrer Blase kommuniziert wird und damit eine sachliche Auseinandersetzung nicht mehr möglich ist, dann fallen irgendwann einmal alle Schranken. Uns in Europa sollte spätestens am 6. Januar 2021 klar geworden sein, dass die Demokratie kein Naturgesetz ist, sie muss immer wieder neu verteidigt werden. Da sollte jedes Mitglied der rotarischen Familie seinen Beitrag leisten.

Die Briten sind raus und als Beitrittskandidaten klopfen die Balkanländer an die Tür. Welche Perspektive siehst Du?

Abgesehen davon, dass ich den Austritt der Briten sehr bedauere und ihn auch für eine Fehlentscheidung ansehe: Der Beitritt eines Landes in die EU darf nicht nur unter dem Aspekt "Passt der Kandidat perfekt zu uns?" gesehen werden. Die Überlegung muss vielmehr lauten: Ist es besser, wir haben jemanden am Tisch sitzen oder er macht draußen, was er will. Wenn wir langfristig wollen,dass die Länder zwischen Kroatien und Griechenland sich mehr an unseren Werten als an denen anderer orientieren, sollten wir ihnen eine Chance geben. Natürlich muss dafür zwingend das Prinzip der Einstimmigkeit weiter aufgeweicht werden. Auch brauchen wir eine Steigerung der Attraktivität der EU.

Die Fragen stellte Günter Morsbach.

Günter Morsbach
Günter Morsbach (RC Nürnberg) ist Publizist und seit 40 Jahren in der Medienbranche unternehmerisch tätig. Er ist Herausgeber der Onlinezeitung "Reitender Bote - die kürzeste Wochenzeitung der Welt". Dazu veröffentlichte er das Buch "Kleingeld, Kies und Dachstuhlbrand" mit 80 Geschichten aus dem Unternehmerleben. Seit Juli 2020 ist er Berichterstatter des Distrikts 1880.