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Rotary, BASF und ein Unternehmer in Nigeria

Drei Partner gegen Mangelernährung

Rotary, BASF und ein Unternehmer in Nigeria kooperieren für ein gemeinsames Ziel: Sie wollen Mütter und Neugeborene in Nigeria mit lebenswichtigen Nahrungsergänzungsmitteln versorgen.

Matthias Schütt01.08.2014

Seit Mitte der 1990-er Jahre kümmern sich Past-Gov. Robert Zinser, RC Ludwigshafen-Rheinschanze, und die Rotarian Action Group for Population & Development (RFPD) in Nigeria um das Schwerpunktthema „Gesundheit für Mutter und Kind“.  Aufklärungskampagnen über Empfängnisverhütung sowie die Verbesserung der medizinischen Versorgung haben zur Senkung der Sterblichkeitsraten bei Müttern und Neugeborenen beigetragen. Jetzt ist dieser Ansatz um ein wesentliches Element erweitert worden: In zunächst fünf der am Projekt beteiligten Kliniken im Bundesstaat Enugu wurden erstmals Mütter und Neugeborene mit lebenswichtigen Nahrungsergänzungsmitteln versorgt.

Ausgegeben wurden 15 Micro-Nährstoffe, die nach einer von UNICEF entwickelten Liste als lebensnotwendig gelten, in Armutsgebieten oder auch in Notfalllagern nach Katastrophen  jedoch nicht zur Verfügung stehen: Vitamin A gehört dazu, auch Eisen, Jod und Zink. Diese Stoffe werden als farbloses Pulver in kleine Tüten, sogenannte Sachets, verpackt, über die Mahlzeit gestreut und verrührt.

Etwa zwei Milliarden Menschen – nahezu jeder dritte Erdbewohner – erhält nicht alle wichtigen Nährstoffe, weiß Dr. Andreas Blüthner, der bei BASF in Ludwigshafen die Food Fortification Initiative leitet. Er ist Zinsers Partner auf Seiten der Produzenten: BASF ist das weltgrößte Chemieunternehmen und führend in der Beratung, wie Grundnahrungsmittel (Milch, Mehl, Öl, Zucker) mit Vitamin A angereichert werden können. Zum Startschuss der  Zusammenarbeit von BASF und Rotary bei Vitaminen wurde kürzlich eine erste Charge von 10.000 Sachets als BASF-Spende in den Projektkrankenhäusern ausgegeben.

Dabei soll es nicht bleiben. Neben einer weiteren Lieferung von 10.000 Sachets sucht RFPD  nun nach Clubs, um mit einem Global Grant alle 25 Projektkrankenhäuser mit den Pulvertütchen zu versorgen. „Es besteht die Aussicht“, so Zinser, „dass die beteiligten nigerianischen Bundesstaaten die von Rotary eingeführten Qualitätsverbesserungen in der Geburtshilfe in ihre Gesundheitssysteme übernehmen. Das kann sich auch auf diese Nahrungsergänzung erstrecken.“ Die Regierung des Bundesstaates Benue hat den Nutzen der Sachets bereits erkannt und die Ausgabe an bestimmte Armutsgruppen bekanntgegeben. 


Spenden sind immer gut, aber keine dauerhafte Lösung. Deshalb suchten Zinser und Blüthner nach Wegen, wie eine stabile Lösung für Nigerias Arme aussehen könnte. In einem dreijährigen Prozess, in den auch das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) eingebunden war, wurde schließlich mithilfe der Global Alliance for Improved Nutrition (GAIN) ein Unternehmen aufgebaut, das die Sachets vor Ort herstellt. „Die Firma Bioorganics Nutrient System Ltd. in Lagos ist der bisher einzige Produzent in Afrika“, wie Blüthner betont. „Wir suchen bei BASF immer Lösungen, bei denen wir betriebswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen verbinden können. Das ist mit dieser Anlage vor Ort in der Konstellation BASF – Rotary – Hersteller gelungen.“ Der Manager betont die gesellschaftliche Verantwortung der BASF, sieht aber in Spenden nur einen geringen Nutzen: „Verschenken führt zu nicht-nachhaltigen Verhaltensmustern. Das machen wir dort, wo es keine Alternative gibt. Ansonsten geht es darum, Lösungen auf Basis marktwirtschaftlicher Strukturen zu finden.“

Die Sachets sind ein Gramm schwer und kosten wenige Cent. „Um eine Schule für ein Jahr mit den Zusatzstoffen zu versorgen, braucht man vielleicht ein paar hundert Dollar“, schätzt Blüthner. Allerdings hängt der Erfolg von der ständigen Verfügbarkeit der Micro-Nährstoffe  ab. Nachhaltigkeit werde man nur erreichen, wenn beim Empfänger ein Bewusstsein für gesunde Ernährung geweckt wird. Insofern muss die Ausgabe der Sachets mit Informations- und Trainingskampagnen einhergehen.

(Matthias Schütt)