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Mai-Ausgabe ist Ende der Woche bei Ihnen
Das Titelthema der neuen Ausgabe des Rotary Magazins ist dem Thema "Berliner Humboldt-Forum und die deutsche Kulturpolitik" gewidmet. Ende dieser Woche ist das Heft bei Ihnen.
Für das Weltkulturerbe sind es keine guten Zeiten. Nepals Baudenkmäler liegen in Trümmern. Tausende Menschen kamen ums Leben. Davor traf es Mossul, Nimrud, Hatra, wo Terroristen des Islamischen Staats die Zeugnisse der mesopotamischen Hochkulturen mit dem Presslufthammer zerstörten. In Timbuktu haben Islamisten Mausoleen und Bibliotheken vernichtet, in Bamiyan haben die Taliban schon 2001 die gewaltigen Buddha-Figuren gesprengt. Die Altstadt von Aleppo ist im Granatfeuer untergegangen. Im Irak-Krieg brannte die Nationalbibliothek von Bagdad, wurde das Nationalmuseum mehrfach geplündert. So verschwand in den letzten Jahren ein Erbe, das Jahrhunderte oder Jahrtausende überdauert hatte und der ganzen Menschheit gehörte.
Vor diesem Hintergrund muss die Debatte um die großen Schatzhäuser in den westlichen Metropolen wohl neu geführt werden, in denen einst die früheren Kolonialmächte die Objekte ihrer Beutezüge zusammengetragen und im Sinne ihrer eigenen Überlegenheit sortiert hatten. Vieles von dem, was dort gelagert wurde, wäre womöglich den Konflikten der Herkunftsländer längst zum Opfer gefallen. Die herrische Geste der Aneignung hat sich in eine treuhänderische verwandelt, auch wenn die alten Besitzansprüche bleiben.
Es mag bloßer Zufall sein und ist doch eine erstaunliche Koinzidenz, dass ausgerechnet in diesen Tagen eines der ambitioniertesten Projekte für ein solches Schatzhaus der Menschheit endlich Gestalt anzunehmen beginnt: das Humboldt-Forum im teilweise wiederaufgebauten Schloss von Berlin. Dass man für diese Aufgabe den schottischen Museumsmann Neil MacGregor gewinnen konnte, ist in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. MacGregor, der das British Museum zu neuer Geltung geführt hat, liebt Deutschland wie es heute in England kaum einer mehr tut. Er lässt sich nicht auf nationale Sichtweisen verengen und ist ein Mann der Gegenstände. Das ist ein Glücksfall für das Berliner Vorhaben. Es ist ohnehin eine gewaltige Aufgabe, in der entleerten Mitte Berlins eine neue Museumslandschaft entstehen zu lassen, wo sich die Zeugnisse der unterschiedlichsten Kulturen und Epochen im Geiste des alten preußischen Ensembles von Schloss und Museumsinsel gegenüberstehen werden. An dieser Stelle wird ein Ort entstehen, der von Weltkultur erzählt wie es die Herkunftsorte oft nicht mehr können. Der große, aber längst vergessene Berliner Ethnologe Adolf Bastian war für sein im Krieg zerstörtes Berliner Völkerkundemuseum rastlos um den Globus gereist, um die Zeugnisse untergehender Kulturen zu retten, wo dies überhaupt noch möglich war. Er hat dafür das schöne Wort von den menschlichen Elementargedanken gefunden.
Die Chancen des Humboldt-Forums aber liegen nicht im Bewahren, sondern im Neubuchstabieren solcher Menschheitsgedanken in einem Land, das soeben beginnt, sich in eine vielstimmige Einwanderungsgesellschaft zu verwandeln. Vielleicht können wir lernen, was die Dinge in Zukunft zusammenhält. Die deutsche Kulturpolitik zumindest hat ihre Folklore verlassen.
© Antje Berghäuser rotarymagazin.de
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