Ingeborg Hochmair-Desoye, RC Innsbruck-Alpin
Und die Tauben werden hören und die Blinden sehen
2011 CEO des 1100 Beschäftigte in 22 Ländern umfassenden Unternehmens Med-El/ Medical Electronics – The Hearing Implant Company
Enttäuschend die Anfänge, als man einen amerikanischen Konzern ins Boot nahm, dessen Vernetzung einem nahezu den Atem nahm. Nach dem Scheitern baute sie Med-El konzentriert und zielstrebig in Eigenregie mit ihrem Mann zur zweitgrößten Gehörimplantat-Firma der Welt aus. Noch als Studentin ist der Elektrotechnikerin, die auch Medizin studiert, der Herzschrittmacher in seiner Konzeption Vorbild geworden. 1975 werden erste Versuche gestartet, Hörsinne zu reanimieren und 1977 das erste Implantat umgesetzt. Ab 1982 entstehen Weltpatente, welche heute an die dreißig umfassen. Auch aus dem Silicon Valley hat sich Dr. Hochmair einen Mitarbeiter ins Boot geholt, der zu einer zweiten Schiene bei Gehörverlust, der Vibrant Soundbridge 2003 beigetragen hat. Weiterentwicklungen zur Behebung von Inkontinenz oder Stimmbandlähmung sind im Laufen, künstliche Augen auch kein Zukunftstraum mehr, doch wird sie Entwicklungen im Gehörbereich weiter vorantreiben. 15 Prozent des Umsatzes werden auf interne Forschung verwandt, der Innsbrucker Standort mit 700 Beschäftigten eben stark ausgebaut.
In der ganzen Welt unterwegs, auf Kongressen überzeugt Inge Hochmair mit ihrer Sendung, die Sinne zu aktivieren, und besorgt Aufträge. Über 700 Kliniken in 75 Ländern implantieren ihre Produkte. Frau des Jahres 1995, mit internationalen Preisen wie 1996 der Exner-Medaille belohnt, stellt sie 2011 Weichen in der Wirtschaft wie durch ihre Beteiligung an der neuen Innsbrucker Bio-Wertpapierbörse, durch Mitarbeit im Österreichischen Forschungsrat sowie Einsätze an den Universitäten Innsbruck und München, welche sie mit zwei Ehrendoktoraten auszeichnen. Mit den Universitätskliniken auch in Wien oder Frankfurt verbindet Hochmair eine langjährige Entwicklungspartnerschaft. Es ist eine der markantesten Allianzen zwischen Spitzenmedizin und Spitzentechnik. Sie bedauert sehr, dass zu wenig Technik studiert und der Eintritt in die Selbstständigkeit gewagt wird, will einiges dabei bewegen, wie ein Netzwerk junger Medizintechnikfirmen stärken und damit global in hochspezialisierten Nischen österreichische Spitzenleistungen erbringen sehen.
Vom RC Wien-Ring bereits 1983 mit dem „Leonard da Vinci“, einem Europa-Rotary-Preis für Wissenschaft, ausgezeichnet, wird diese Verbindung 2003 im ersten Tiroler Club Innsbruck-Alpin mit Frauen durch ihre Bereitschaft, Gründungsmitglied zu werden, besiegelt. Jugend zu fördern, ist ihr dabei und überhaupt eine Selbstverständlichkeit. Zuletzt Mikroskope den Wiltener Sängerknaben für ein Afrika-Projekt zu spenden, gehört dazu wie ein spannendes Auslandsprojekt: in einer Provinz Indiens mit dem SOS-Kinderdorf gehörlose Kinder ausfindig machen. In Österreich ist der bisherige Test von Neugeborenen nach Gehörschäden leider dem Sparstift zum Opfer gefallen. Nach rotarischem Einsatz dafür gefragt, meint sie: „Gerade die Früherkennung von Taubheit ist nicht teuer, muss erkannt werden und ist dann mit einem Implantat heilbar“. Also scheint uns mit ihr ein weites Feld von rotarischen Projekten auf der Welt geöffnet zu sein.
Heinrich Marchetti-Venier
DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.
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