Porträt
Allgäuer mit krimineller Energie
Bestsellerautor Volker Klüpfel hat den kruden Kommissar Kluftinger erfunden. Er selbst lebt bodenständig mit seiner Familie in seiner Heimat Allgäu.
Zur Person
Volker Klüpfel (RC Kempten-Residenz), 1971 in Kempten (Allgäu) geboren, studierte Politikwissenschaft und Geschichte und arbeitete zunächst als Journalist, unter anderem für die Augsburger Allgemeine. Bekannt wurde er mit seinem Kriminalroman „Milchgeld“ (Piper, 2005), mit dem er es zusammen mit seinem Co-Autor Michael Kobr in die Bestsellerlisten schaffte. Zuletzt erschien der Thriller „Draußen“ (Ullstein, 2019).
Das Schönste am Schriftstellerdasein, sagt Volker Klüpfel, sei die Freiheit. „Ich bin mein eigener Chef, kann mir meine Zeit flexibel einteilen. Ich denke mir Sachen aus, schreibe sie auf und werde dafür bezahlt. Das macht wahnsinnig Laune.“ Der 48-Jährige sitzt in einem Raum unterhalb der Bühne des Berliner Kabarett-Theaters „Die Wühlmäuse“. In zwei Stunden beginnt die Lesung zum aktuellen Buch, das er zusammen mit Michael Kobr geschrieben hat: „Draußen“, der erste Thriller des Autorenduos.
Bekannt geworden sind die beiden Allgäuer mit ihren Heimat-Krimis um Kommissar Kluftinger. Mehr als sechs Millionen Kluftinger-Romane haben die beiden bereits verkauft. Nun wollten sie sich mal „im Ernsthaften“ ausprobieren, so Klüpfel. Er habe ein wenig Urlaub von Kluftinger benötigt. Denn das Schreiben mache nicht immer nur Laune, oft sei es harte Arbeit.
Ein typischer Wochentag beginnt für ihn mit einer Skype-Konferenz gegen 9.30 Uhr. Er bespricht Termine mit seinem Co-Autor Michael Kobr, dann wird gemeinsam geplottet, also Figuren, Handlung und Erzählstrang des nächsten Projekts entwickelt. Danach kocht Volker Klüpfel für seine Frau und die beiden kleinen Söhne Mittagessen. Am Nachmittag sitzt er wieder im Arbeitszimmer und schreibt. Zwei bis drei Seiten am Tag müssen sein. „Die Geschichte in Worte zu fassen, das ist Handwerk“, findet er. Die Ideen für den Plot hingegen kommen oder kommen nicht. „Darauf hat man wenig Einfluss, da gibt es gute und schlechte Tage“, weiß Volker Klüpfel. „Letztendlich wird der Quell der Kreativität immer ein Geheimnis bleiben.“
Das Künstlerdasein war nicht geplant
Wochenenden hält er sich für die Familie frei. „Als Freiberufler hat man theoretisch immer etwas zu tun und immer ein schlechtes Gewissen. Ich musste erst lernen, mich davon freizumachen und mir freie Tage zu gönnen.“ Auch Lesereisen, auf denen die beiden Autoren Bühnen mit 500 und mehr Zuschauern füllen, versuchen sie familienfreundlich zu gestalten: „Wir treten immer unter der Woche auf und reisen nie mehr als drei Tage am Stück.“
Volker Klüpfel, der bis vor ein paar Jahren noch als Journalist unter anderem für den Bayerischen Rundfunk und die Augsburger Allgemeine gearbeitet hat, fühlt sich wohl auf der Bühne. In seiner Freizeit spielt er Theater und hat sogar mal neben Herbert Knaup als Kommissar Kluftinger für die Fernsehverfilmung seiner Romane eine Nebenrolle übernommen.
Ansonsten verbringt er viel Zeit mit Büchern, am liebsten Krimis und Thrillern, die er meist auf dem E-Reader liest, weil das für seine Reisen am praktischsten ist. „Literatur sollte auf irgendeine Art unterhalten, intellektuell oder durch Spannung oder Humor“, findet er. Wenn ihn ein Stoff anfixt, ist es ihm egal, ob das Buch in den Kritiken gut besprochen oder verrissen wurde. Kritiken seiner eigenen Bücher lese er kaum.
Zu Hause im Allgäu sei er, trotz Millionenbestsellern, für alle einfach der Volker aus Altusried. „Da ist so etwas wie Autor auch gar kein richtiger Beruf“, feixt Klüpfel. „Das Künstlerdasein hatten wir anfangs gar nicht auf dem Zettel – wir haben einfach drauflosgeschrieben.“
Heimat hat mit Menschen zu tun
Überhaupt, das Allgäu. Allgäu ist Heimat, altes und neues Zuhause, Inspirationsquelle. Heimat habe für ihn immer mit Menschen zu tun, sagt Klüpfel. „Dort, wo meine Eltern leben, meine Frau und Kinder, dort ist für mich Heimat.“ Bei seiner Rückkehr von Augsburg zurück ins Allgäu habe ihm unter anderem sein Rotary Club in Kempten geholfen, durch den er gleich viele Kontakte vor Ort hatte.
Die Hauptfigur seiner Heimat-Krimis, Kommissar Kluftinger, stammt wie Klüpfel selbst aus dem 10.000 Seelen-Ort Altusried. Er spricht denselben Dialekt wie sein Erschaffer, ist jedoch ein kauziger, verschrobener Typ, der am liebsten allein arbeitet. Klüpfel hingegen ist fest verwurzelt in der
Kleinstadt, kennt und mag aber auch das Leben in der Metropole. Und arbeitet sehr gerne mit seinem Co-Autor und Freund Michael Kobr zusammen. „Seit 15 Jahren schreiben wir gemeinsam Bücher. Das funktioniert nur, weil wir uns aufeinander verlassen können.“ Dass aus den beiden Freunden Arbeitskollegen und Geschäftspartner geworden sind, sei förderlich für die Zusammenarbeit, die Freundschaft selbst jedoch leide unter dem ständigen Zusammensein: „Am Wochenende geht man dann nicht mehr gemeinsam einen trinken.“
Auf der Bühne spielen sich die beiden jedoch die Bälle zu und versuchen, ihre Romanfiguren und die Geschichten zum Leben zu erwecken. In den Berliner „Wühlmäusen“ stehen ein Zelt und eine Kiste voller Outdoor-Equipment für die Lesung zu „Draußen“, einer Geschichte über die sogenannte Prepper-Szene, bereit. „Wir wollen nicht einfach nur vorlesen, sondern den Leuten einen Mehrwert bieten“, erklärt Klüpfel. Ihm und seinem Co-Autor sei Humor wichtig. Auch an diesem Abend werden sich die beiden selbst nicht so ernst nehmen und, wie immer, viele Lacher auf ihrer Seite haben.
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