https://rotary.de/gesellschaft/flaechendeckendes-engagement-a-8120.html
Österreich

Flächendeckendes Engagement

„Wenn Du auf der Straße gehst und niemanden verstehst, das ist schwierig “, sagt eine junge Syrierin.

Heinrich Marchetti-Venier24.09.2015

Fremdsein überwinden beginnt, die Sprache zu lernen, wo man Aufnahme gefunden hat. Im Arabischen ist Duzen selbstverständlich, es gibt kein „Sie“! Flüchtlinge lechzen nach Kontakten. Eine Willkommenskultur ist als freundliche Gesinnung dem fremden Gegenüber erstes Gebot und sollte auch allgemein propagiert werden. Dazu gehört, sich in die Lage dieser Menschen hineinzudenken. Gewöhnen sie sich doch erst daran, fremd geworden zu sein.

Rotary steht ja für Toleranz und Integration. In den vier Ländern des Distriktes 1920 hat die Aktualität der Flüchtlingsfrage Flächen deckendes und Orts gebundenes Engagement bewirkt. Gleich in zwei Bundesländern, Salzburg (mit dem Distrikt 1910) und Oberösterreich ist eine Kooperation mit Rotary entstanden. Sie zielt in Salzburg in einer Partnerschaft mit den Clubs darauf ab, Asylberechtigte wie auch Asylwerber dahingehend zu unterstützen, einen festen Platz in der Gesellschaft zu finden. Spracherwerb, Bildung, berufliche Integration und Wohnen sind in diesem Konzept vorgesehen. In Oberösterreich werden Sprachvermittlung durch Einsatz der Mitglieder oder an Volkshochschulen sowie Unterstützung in den Bereichen Arbeit und Wohnen angeboten.

Vorreiter sein                             

Wenn man etwas tut, ist man abgelenkt. Sport kann ein erstes Mittel der Kommunikation werden. Dabei liefern Clubs Vorbilder. So wendet der RC Kufstein seine Erfahrungen beim Jugenddienst an, 150 unbegleitete Jugendliche zu betreuen - ähnlich handelt der RC Bludenz. Der RC Gmunden kann durch eine bedeutende Spende zweier Freunde 105 jungen Männern Sportschuhe, Hosen und Socken um 12 000 Euro zur Verfügung stellen und gibt Deutsch-Unterricht, während sich der RC Golling-Tennengau sowohl mit Kleidung als sozialen Kontakten einstellt.

Intensiv beschäftigen sich Vorarlberger Clubs und als Großvorhaben der RC Feldkirch damit. Da ein Ende des Problems nicht abzusehen ist und das Ländle eine lange Praxis im Umgang mit Zuwanderung besitzt, hat sich hier „Start“ als Immigranten-Jugend-Stipendien-Projekt bewährt. Daraus resultierte die Idee, bereits vom Asylverfahren erfasste und Asylberechtigte in Etappen sicher in die Wirtschaft zu integrieren, wozu Fundraising in erwarteter Hohe von 300 000 Euro dienen wird. Unter dem Titel „Talente für unser Land“ wurde auf drei Jahre anberaumt ein vorbildliches Programm entwickelt, sie und ihre Familien in das Land einzugliedern.

                                                                              

Heinrich Marchetti-Venier

DDr. Heinrich Marchetti-Venier wurde in Oberösterreich geboren. Nach dem Abitur nahm er ein Studium des Lehramtes sowie der Geistes- und Naturwissenschaften an den Universitäten Salzburg auf, es folgten die Stationen, Wien, München, Bochum, Turin, Strasbourg und Washington. Anfangs Tätigkeit in der Raumordnung, später als Historiker und Privat-Gutachter sowie Autor. Er hatte lange Zeit das Amt des Distriktberichters für die österreichischen Distrikte D 1910 und 1920 inne. Heinrich Marchetti-Venier starb im November 2015.