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Editorial

Hoffnungsträger Hanf

Editorial - Hoffnungsträger Hanf
© Illustration: Jessine Hein/Illustratoren

Während die Rehabilitierung der Hanf-Familie von vielen Seiten begrüßt wird, äußern sich Sozialwissenschaftler und Kinder- und Jugendpsychiater ablehnend.

Frauke Eichenauer01.01.2022

Die neue Regierung hat sich zum 1. Januar 2022 die Legalisierung einer regulierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene ins Koalitionspapier geschrieben. Damit steht der Hanf erneut im Rampenlicht und erhitzt die Gemüter, allerdings mit einem wichtigen Unterschied zur Vergangenheit: Den Hanfgewächsen (Cannabaceae), die fast hundert Jahre lang als „Drogenpflanzen“ in der Schmuddelecke standen, ist es mittlerweile gelungen, ihre zahlreichen positiven Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten in Erinnerung zu rufen. Schließlich haben sie den Menschen viele Jahrtausende lang lebenswichtige Rohstoffe geliefert und könnten dies in Zukunft wieder tun – bei allerbester Ökobilanz.

Einer derjenigen, die sich um Widerstand gegen die allgemeine Anti-Cannabis-Propaganda verdient gemacht haben, war der Amerikaner und Hanf-Aktivist Jack Herer. 1985 gab er ein Buch mit umfangreichen Informationen über Cannabis und seine zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten heraus – es gilt bis heute als eines der Standardwerke der Hanf-Gemeinde. 1993 erschien das Werk auch in Deutschland, herausgegeben von Mathias Bröckers. Bröckers ist dem Thema bis heute verbunden und bewertet für das Rotary Magazin die aktuellen Legalisierungspläne. Während die Rehabilitierung der Hanf-Familie von vielen Seiten begrüßt wird, äußern sich Sozialwissenschaftler wie Prof. Dr. Gundula Barsch abwägend und Kinder- und Jugendpsychiater wie Prof. Dr. Rainer Thomasius ablehnend. Trotz aller Bedenken aber wird sowohl medizinisch genutztem Hanf als auch anderem „Nutzhanf“ eine große Zukunft vorhergesagt, unsere Autorin Kerstin Viering beschreibt die Vielfältigkeit der Einsatzgebiete. Eines davon haben auch die Berliner Verkehrsbetriebe schon entdeckt: Sie verteilten „Hanf-Tickets zur Beruhigung im Weihnachtsstress“, wobei es sich um Esspapier handelte, das mit drei Tropfen gesundem Hanf-Öl bestrichen war.

Houston, wir kommen – die große Reportage von Miles Howard, die mit seinen Schilderungen von einer Reise in die Hauptstadt des US-Bundesstaates Texas Lust auf die Teilnahme an der RI Convention 2022 macht. Houston ist nicht nur ein Zentrum technologischer Innovation, sondern auch ein Fenster in die Zukunft. Es ist eine Stadt voller Minderheiten und ausgesprochen vielseitig, auch jenseits von Spaceshuttles und BBQ. Zur Erinnerung für alle, die noch überlegen: Es gibt sieben gute Gründe, weshalb sich – unabhängig von der Destination – die Teilnahme am jährlichen Großevent von Rotary International auf jeden Fall lohnt. Zur Not dann am Bildschirm, denn die Convention in Houston findet unter den geltenden Covid-19-Vorschriften in Präsenz und auch online statt. „Ich möchte, dass jeder, der kommen will, auch kommen kann“, sagt der Vorsitzende der RI Convention 2022, John Smarge.

Zwischen Schottland und England ist das Verhältnis angeblich so schlecht wie zuletzt vor 300 Jahren. Der uralte Konflikt schien nach dem Referendum über den Brexit vom Juni 2016, in dem sich eine knappe Mehrheit der Briten gegen die Zugehörigkeit zur EU entschied, auf einen historischen Höhepunkt zuzusteuern. Nur zwei von fünf Schotten stimmten für den Brexit. Dass die Sachlage in Wahrheit etwas anders ist, schildert unsere Autorin Katie Wood in ihrem Beitrag „Tapfere Schotten?“. Sie schreibt, die wahre Konfliktlinie verlaufe durch das schottische Volk selbst. Die einen wollen das Vereinigte Königreich verlassen, die anderen nicht.

Es grüßt Sie herzlichst Ihre

Frauke Eichenauer
Stellvertretende Chefredakteurin